Die Hexenzunft Obernheim e. V. ist durch ihre geographische Lage auf der Hochebene des Heubergs auf der Schwäbischen Alb, der höchstgelegene Narrenort im Einzugsbereich der schwäbisch-alemannischen Fasnet.
Obernheimer Teufel Der Ort mit seinen knapp 1600 Einwohnern verfügt über eine Hexenschar von ca. 850 Häs- und Maskenträgern, angeführt von ihrem Obersten, dem Teufel, als Einzelfigur.
Die Zunft wurde am 5. Februar 1939 als offizieller Verein gegründet. Bereits vor diesem Datum finden sich in den alten Unterlagen Hinweise auf unorganisierte Fasnetsaktivitäten. Erste schriftliche Erwähnungen über Saalfasnet finden sich 1886 im „Heuberger Boten“. 1895 berichtet die Pfarrchronik über einen „Fasnachts(um)zug“.
Nach handschriftlichen und mündlichen Überlieferungen der Altvorderen, ist die Fasnetsgestalt der Hexe in Obernheim seit Jahrhunderten typisch, was nachweislich auf historisch -geschichtlichem Fundamenten beruht und mit mystisch-sagenhaftem Hintergrund durch die Literatur bis zum Jahre 1506 belegt ist. Der 970 m hoch gelegene Hexenbühl oder Hexenbuckel mit Hexenbäumlein, als sagenumwobener Versammlungsort der Hexen, ist heute noch existentieller Zeuge des Geschichts- und Sagengutes als Grundpfeiler für die Entstehung und den Fortbestand der traditionellen Obernheimer Hexenfasnet.
Die Hexenlarve (Maske) wird aus Lindenholz handgeschnitzt. Die ältesten Exemplare stammen aus dem Jahr 1938. Als Kopfputz findet ein schwarzes handgehäkeltes Kopftuch aus Wolle Verwendung. Die Schlutte (Jacke) ist aus schwerem Velveton, der Rock aus derbem Leinen und der Schurz aus einfachem Sackrupfen hergestellt. Die Handschuhe und Ringelsocken sind handgestrickt und die Strohschuhe von Hand geflochten.
Die absolute Besonderheit, aber auch einmalige Kostbarkeit, ist das handbestickte Schultertuch aus Leinen mit Motiven aus der Fasnet, der Heimatgemeinde oder der hiesigen Flora und Fauna. Das Schultertuch als wertvolles Unikat, ist der Stolz und die Visitenkarte jeder Hexe und erreicht im Einzelfall den Status eines Kunstwerkes.
Hexenbaum und der dampfende Hexenkessel dürfen nicht fehlen, wenn die Hexenschar zu den Klängen des Hexenmarsches ihren Hexentanz aufführt. Eine musikalische Besonderheit ist das „Obernheimer Fasnetslied“, welches von der gesamten Narrenschar während der Fasnetszeit gesungen wird.
Mit dem Maskenabstauben am Dreikönigstag, beginnt die hohe Zeit der Narretei. Zwei Zunftabende am Fasetsamstag und eine Woche zuvor sind die gesellschaftlichen Höhepunkte der Fasnetssaison. Brauchtumsbezogener Unterricht an der örtlichen Schule dienen der Veranschaulichung der närrischen Materie für die Kinder und Jugendlichen, bevor sie am Schmotzigen Donnerstag zusammen mit den Kindergartenkindern befreit werden. Nachdem am Schmotzigen Donnerstag die Hexenfahne am Hexeneck gehisst wurde, wird als Mittelpunkt des närrischen Treibens der Hexenbaum vor dem Rathaus gesetzt und der Obervogt (Bürgermeister) seiner Amtsgewalt enthoben. Am Fasnetsonntag findet ein großer Hexensprung mit Umzug und anschl. Hexenprozeß unter dem Hexenbaum statt. Abends ist Masken- und Kostümball. Kinderumzug und Kinderfasnet unter Mitwirkung des Narrenvaters, mit Verabreichung von „Wurst und Wecken“, sind die Programmpunkte am Fasnetmontag. Im Anschluss und zum Ausklang der örtlichen Fasnet, findet der letzte Masken- und Kostümball statt. Das Funkenfeuer wird am Funkensonntag, genau eine Woche nach dem Fasnetsonntag, auf dem Scheibenbühl nach einem jahrhunderte alten Brauch abgebrannt.